 
Fundstücke >>> mehr...

Plan
von 1876

um 1907

1930

1963
1907 - 1912 Uckermarkstrasse
1913 - heute Prenzlauer Promenade
Die Eigentümer:
|
Jahr |
Hausnummer |
Eigentümer |
1893 |
1 |
B. Blümchen, Gastwirtin |
|
2 |
R. Kahle, Klempnermeister |
|
3 |
C. Klaus, Schankwirt |
1895 |
1 |
B. Blümchen, Gastwirtin |
|
2 |
R. Kahle, Klempnermeister |
|
3 |
R. Grüttner, Gastwirt |
1897 |
1 |
B. Blümchen, Gastwirtin |
|
2 |
R. Kahle, Klempnermeister |
|
3 |
G. Philipp, Gastwirt |
1898 |
1 |
B. Blümchen, Gastwirtin |
|
2 |
R. Kahle, Klempnermeister |
1900 |
1 |
B. Blümchen, Gastwirtin |
|
2 |
R. Kahle, Klempnermeister |
|
3 |
Martha Kohler, Bäckermeisterin |
1911 |
1 |
B. Blümchen - Verwalter F. Adam, Gastwirt |
|
2 |
? |
|
3 |
Martha Kohler, Bäckermeisterin |
1914 |
1 |
M. Endel, Zahnarzt (Baustelle) |
|
2 |
? |
|
3 |
Martha Kohler, Bäckermeisterin, Brotfabrik |
1915 |
1 |
?, (Baustelle) |
|
2 |
Gemeinde Weißensee, (Abbruch) |
|
3 |
Martha Kohler, Brotfabrik |
1917 |
1 |
Gemeinde Weißensee, Baustelle |
|
2 |
Gemeinde Weißensee, Baustelle |
|
3 |
Martha Kohler, Brotfabrik |
1922 |
1 |
Stadt Berlin, (Baustelle) |
|
2 |
Stadt Berlin, (Baustelle) |
|
3 |
Martha Kohler, Brotfabrik |
1932 |
1 |
existiert nicht mehr |
|
2 |
existiert nicht mehr |
|
3 |
Martha Kohler, Brotfabrik
unverändert bis 1943 |
|
Die Mieter:
Nr. 1 Tischlerei Winkelmann
hauptsächlich Handwerker wohnten hier, z.B.: Schlosser, Tischler, Sattler, Buchbinder, Drechslermeister, Maurer, Putzer,
Kunstschnitzer, Schneider, seit den 20-er Jahren zunehmend Fabrikmitarbeiter.
|
|
Ein
Ort mit Geschichte
Ein
Plätzchen
ist es eigentlich, wenn man ehrlich ist. Aber eins mit einer Geschichte.
Nichts spektakuläres, eher eine alltägliche Geschichte, wie
sie sich unzählige Male begeben hat. Aber deshalb nicht minder
interessant.
Hier ein paar Meter südlich vom Platz ist der Schnittpunkt dreier
Bezirke: Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee. Heutzutage ballt
sich hier der Verkehr.
Mehrere Straßenbahnen fahren nach Ost und West vorbei, auf der
Prenzlauer Promenade und der Ostseestraße stauen sich regelmäßig
die Fahrzeuge.
Das war nicht immer so. Noch vor 150 Jahren erstreckten sich an der selben
Stelle die ausgedehnten Felder des Rittergutes Weißensee. Rund
um die damals schon bestehende Chaussee nach Prenzlau baute der durch
die gleichnamige Straße geehrte Pistorius seit 1821 Kartoffeln
an, die er geschäftstüchtig zur Schnapsherstellung verwendete.
In einigen Büchern heißt es, er habe sich um die Technik der
Schnapsbrennerei verdient gemacht. Trotzdem
änderte dieser erste proto-industrielle Ansatz nichts an der dörflichen
Verschlafenheit des Gutsbezirks, der 1872 gerade mal 169 Einwohner zählte.
Aber dann ging es los. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg, in
dessen Folge ein zumindest territorial geeintes Deutsches Reich entstand,
flossen Reparationszahlungen und trugen zur heute allgemein bekannten
Gründerzeit bei. Just an der Stelle des heute noch namenlosen Platzes,
an der Mündung der Heinersdorfer Straße in die damals noch
Uckermarkstraße genannte Prenzlauer Promenade, errichtete der Schlossermeister
Ortmann das erste Wohnhaus.Straßen und Plätze wurden, anders
als in Berlin, ohne Generalplan projektiert und mit den Namen ihrer Bauherren
versehen. Die Gustav-Adolf-Straße erinnert also nicht an den berühmten
Schwedenkönig, sondern an einen Hamburger Kaufmann.
Ab 1873 holperte der erste Pferdebus an der Spitze vorbei von und nach
Berlin. Die Einwohnerzahl stieg und immer mehr Gewerbebetriebe siedelten
sich an. In Meyers Lexikon von 1895 wird auf die Blumentopf-, Nudel-,
Makkaroni-, Luxus und Kartonpapier-Fabrikation im Viertel hingewiesen.
In rasantem Tempo wurde nun das ehemalige Rittergut bebaut und als Neu-Weißensee
bekannt. Schon damals wurden hier Kneipen und Restaurants mit errichtet,
da Weißensee als Unterhaltungsrevier für vergnügungslustige
Berliner galt. Bierbrauereien, Schnapsdistillen, die 1876 entstandene
Trabrennbahn und das 1886 eröffnete Welt-Etablissement Schloß Weißensee
zogen viele Besucher an. 1920 wurde dann Weißensee mit zahlreichen
anderen Dörfern nach Berlin eingemeindet. Damals lebten hier bereits
45.880 Einwohner. Zu der Zeit standen die Häuser Prenzlauer Promenade
1 und 2 schon nicht mehr. Sie waren wegen Baufälligkeit abgerissen
worden. So war ein kleiner Platz entstanden, auf dem regelmäßig
Händler ihre Ware feilboten.
1925
wurde das Grundstück
von Nummer 2 mit einem Eckgebäude bebaut. Ein Zigarrenladen, eine
Reinigung und ein Gemüseladen deckten den Bedarf der Bewohner.
Den 2. Weltkrieg überstand Weißensee relativ wenig beschädigt.
Das Haus Prenzlauer Promenade 2 wurde bald nach Ende des Krieges abgerissen.
Die Heinersdorfer Straße wurde zu DDR-Zeiten zur Sackgasse und
nach der Wende entstand hier wieder der Wochenmarkt.
Heutzutage
existiert um das Plätzchen herum ein merkwürdiges Konglomerat
aus Händlern
und Kleinhandwerkern, sanierten Gründerzeitbauten, niedrigen Kolonistenhäusern
und verwunschenen Hofwerkstätten. Altes und Neues steht an dieser
Stelle, ohne recht zueinander zu finden. Der Platz könnte Verbindungen
schaffen ein neues Zentrum sein.
Zum Namen Caligariplatz
Hier in der Nähe des Platzes existierten schon lange zwei Kinos,
1910 wurde in der Prenzlauer Promenade 6-8 das Backhaus-Kino eröffnet,
dann in Promenaden-Lichtspiele, Alhambra und Corsokino umbenannt, seit
1938 als Rio-Kino betrieben. Das Delphi wurde 1929 in der Gustav-Adolf-Straße
als großes Erstaufführungskino eröffnet. Zudem war Weißensee
in den zwanziger Jahren als Produktionsort zahlreicher Filme bekannt.
Der Klassiker der Filmgeschichte Das Cabinett des Dr. Caligari wurde
1919-20 in einem Weißenseeer Studio an der Liebermannstraße
gedreht. Um an diese große Kino- und Filmgeschichte von Weißensee
zu erinnern, wurde dieser Name ausgewählt.
Heute ist diese Kinotradition nahezu verblichen, die Kinos Delphi und
Rio wurden 1959 und 1997 geschlossen. Lediglich das Kino in der Brotfabrik
hält mit seinem Programm die Filmtradition dieses Ortes aufrecht.
Weitere
Einzelheiten zur Geschichte der beiden Häuser und des Platzes
erfahren Sie auf folgenden Seiten:
Prenzlauer Promenade 1
Prenzlauer Promenade 2
Der Wochenmarkt
Sammlung
Caligariplatz
Adolf
Damaschke 1865 - 1953
"Lebensweg eines Großstadtjungen" (Essen 1931):
"In jener Zeit war diese Ecke von Neu-Weißensee (im Volksmund Karnickelberg
genannt) etwa die äußerste Nordgrenze der Großstadt. Ihre
Wogen spülten dort an, was in ihr irgendwie Schiffbruch gelitten hatte.
Schon das Eckhaus Prenzlauer Chaussee 1 sahen wir mit einigem Grauen.
Es wurde erzählt, daß dort eine Falschmünzerbande ausgehoben
worden sei..."
|
 |